
Immer wieder werde ich in meiner Praxis gefragt, ob wir für verletzte Tiere zuständig sind – egal, ob es sich um ein Wildtier oder ein herrenloses Haustier handelt. Leider muss ich dann häufig antworten: Nein, Tierarztpraxen übernehmen keine pauschale Tierhilfe für gefundene Tiere.
Der Wille zu helfen ist nobel – doch nur das Tier zum Tierarzt zu bringen, ohne die Verantwortung für seine Versorgung zu übernehmen, ist keine echte Hilfe. Seien Sie sich bewusst, was „helfen“ in diesem Fall wirklich bedeutet.
Was bedeutet helfen bei verletzten Tieren?
Wenn Sie ein verletztes Tier oder Wildtier gefunden haben, überlegen Sie zuerst: Können Sie dem Tier wirklich helfen?
Dazu gehört:
Medizinische Versorgung übernehmen – inklusive Tierarztkosten
Verantwortung tragen, bis das Tier sich erholt oder wieder in die Natur bzw. zu seinem Besitzer zurückkehrt
Als Praxis können wir die Kosten für herrenlose Tiere nicht übernehmen – insbesondere nicht für verletzte Wildtiere. Wir sind ein betriebliches Unternehmen, das seine eigenen Ausgaben für Medikamente, Personal und Praxisbetrieb decken muss.
Wohin kann man verletzte Tiere bringen?
Es gibt verschiedene Stellen, die auf Spendengelder oder Mitgliedsbeiträge angewiesen sind und verletzte Tiere professionell versorgen können:
Auffangstationen für Wildtiere
Tierschutzvereine
Pflegestellen
Wenn Sie bereit sind, die Kosten für die Tierhilfe selbst zu tragen, unterstützen wir Sie selbstverständlich bei der medizinischen Versorgung – sowohl bei Wildtieren als auch bei herrenlosen Haustieren.
Praktische Tipps für Ersthelfer:innen
Bevor Sie ein verletztes Tier oder Wildtier aufnehmen oder transportieren, beachten Sie:
Können Sie die medizinische Versorgung bezahlen?
Haben Sie Erfahrung mit der Tierart?
Besitzen Sie einen geeigneten Transportkäfig oder eine Box?
Können Sie das Tier ggf. in Quarantäne halten, falls Sie andere Tiere zu Hause haben?
Schützen Sie sich selbst: Verletzte Tiere können Krankheiten wie Tollwut oder Parasiten
übertragen – tragen Sie Handschuhe!
Herausfinden, ob ein Besitzer existiert
Sollten Sie ein herrenloses Haustier finden, versuchen Sie zuerst, den Besitzer zu ermitteln:
In unserer Praxis können wir prüfen, ob das Tier gechippt ist.
Ist ein Chip vorhanden, kann über TASSO der Besitzer ermittelt werden.
Wird kein Besitzer gefunden, überlegen Sie, ob Sie das Tier selbst aufnehmen können oder wenden Sie sich an ein Tierheim oder einen Tierschutzverein.
Für Wildtiere ist die Aufnahme durch Privatpersonen oft nur kurzzeitig möglich – professionelle Wildtierauffangstationen oder Tierpfleger übernehmen die fachgerechte Versorgung.
Verantwortung übernehmen heißt wirklich helfen
Helfen bedeutet Verantwortung für die gesamte Versorgung eines Tieres oder Wildtiers zu übernehmen. Dazu gehören medizinische Betreuung, Schutz vor Krankheiten und ggf. die Suche nach einem neuen Zuhause oder die Rückführung in die Natur. Nur so wird Ihre Hilfe sinnvoll und wirksam.
Mein Tipp als Tierärztin:
Wenn Sie ein verletztes Tier oder Wildtier gefunden haben und unsicher sind, wie Sie vorgehen sollen, können Sie einen Online-Termin bei mir buchen. Ich unterstütze Sie, die beste Entscheidung für das Tier zu treffen – denn Tiergesundheit ist Herzenssache!
